Die Schlacht am Weißen Berg 1620 als Weichenstellung für Zentraleuropa. Akteure – Ereignisse – Entscheidungen – Folgen

Die Schlacht am Weißen Berg 1620 als Weichenstellung für Zentraleuropa. Akteure – Ereignisse – Entscheidungen – Folgen

Veranstalter
Institut für Österreichische Geschichtsforschung (Universität Wien) in Kooperation mit dem Institut für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraumes (Österreichische Akademie der Wissenschaften)
PLZ
1010
Ort
Wien
Land
Austria
Vom - Bis
20.09.2021 - 22.09.2021
Von
Petr Maťa, Institute for Habsburg and Balkan Studies, Österreichische Akademie der Wissenschaften

Zum vierhundertsten Jahrestag der folgenreichen Schlacht am Weißen Berg bei Prag 1620 wurde im Jahr 2020 eine internationale Tagung vorbereitet. Nach zweimaliger Verschiebung wird sie als Jahrestagung des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung (Universität Wien) in Kooperation mit dem Institut für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraumes (Österreichischen Akademie der Wissenschaften) im September 2021 in Wien stattfinden.

Die Schlacht am Weißen Berg 1620 als Weichenstellung für Zentraleuropa. Akteure – Ereignisse – Entscheidungen – Folgen

Der militärische Triumph der vereinigten Armeen Kaiser Ferdinands II. und der Katholischen Liga über das Heer der konföderierten protestantischen Stände in der Schlacht am Weißen Berg unweit Prag am 8. November 1620 und der darauffolgende Zusammenbruch der ständischen Revolte gegen die Habsburger gelten nicht zu Unrecht als eine bedeutende Zäsur in der Geschichte Zentraleuropas. In der internationalen Forschung wurde das Treffen am Weißen Berg etwa als folgenreichste Schlacht des Dreißigjährigen Krieges (Peter Wilson), als Ereignis von europäischer Dimension (Josef Polišenský) und als grundsätzliche kulturelle Zäsur in der frühmodernen Habsburgermonarchie (Robert Evans) gewertet.

Verstanden als nationale Demütigung, als Beginn einer Fremdherrschaft und „Tragödie ohne Maß und Grenze“ (Josef Pekař) war und bleibt die Schlacht am Weißen Berg zudem, nicht ohne schwarz-weiße Überzeichnung, ein Erinnerungsort par excellence der modernen tschechischen Nation. Von hier wird die herkömmliche Periodisierung der frühmodernen Epoche im tschechischen Geschichtsnarrativ abgeleitet, der Begriff ruft eine lange Kette von Assoziationen hervor: Repressionen, monumentale besitzmäßige Verschiebungen, Elitenaustausch, finanzielle Krisen, das Ende eines auf Konsensfindung und religiöse Toleranz ausgerichteten Herrschaftssystems, gewaltsame Gegenreformation und Gewissenszwang, Nemesis der ständisch-protestantischen Kultur und weitgehende Stabilisierung der Habsburgerherrschaft. Diese und andere Folgen der Konfrontation zwischen Landesherr und Ständen waren jedoch in der gesamten Habsburgermonarchie zu spüren. Die Schlacht am Weißen Berg markiert einen tiefen strukturellen Bruch, der für einige sozialen Aufstieg und Reichtum brachte, andere in Elend stürzte und zu Exil und Emigration zwang. Die Folgen – darunter die weitgehende (Re-) Katholisierung der böhmischen und österreichischen Länder – prägten die Habsburgermonarchie auf Dauer und hatten Auswirkungen weit über die habsburgischen Länder hinaus.

Der vierhundertste Jahrestag im Jahr 2020 bot einen willkommenen Anlass, den Zäsurcharakter dieses Ereignisses ebenso wie weitere Forschungsfragen rund um diese politische, religiöse, soziale und kulturelle Wende neu zu durchdenken. Eine ursprünglich für November 2020 vorbereitete Tagung findet vom 20. bis 22. September 2021 in Wien als Jahrestagung des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung (Universität Wien) in Kooperation mit dem Institut für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraumes (Österreichische Akademie der Wissenschaften) statt.

Anmeldung per E-Mail an Sabrina Christof, BA (E-Mail: sabrina.christof@univie.ac.at)

Programm

Montag, 20. September 2021

Universität Wien – Sky Lounge (Oskar-Morgenstern-Platz 1)

13.30–14.00 Uhr Grußworte und Einführung

I. Der Weg auf den Weißen Berg: die Konfrontation aus protestantisch-ständischer und katholisch-dynastischer Perspektive

14.00–14.45 Uhr Nicolette Mout (Leiden): Politik, Religion und Exil: die Republik der Vereinigten Provinzen und die Schlacht am Weißen Berg

14.45–15.30 Uhr Luc Duerloo (Antwerpen): The Discrete Ally: Archduke Albert and the Battle of the White Mountain

15.30–16.00 Uhr Kaffeepause

II. Das Ereignis

16.00–16.45 Uhr Peter Wilson (Oxford): The Battle of White Mountain as a Military Event

16.45–17.30 Uhr Sabine Miesgang (Graz): Die Schlacht am Weißen Berg in der konfliktbegleitenden Druckpublizistik

Abendvortrag

18.00–19.00 Uhr Robert J. W. Evans (Oxford): 1620 als Zäsur? Der Weiße Berg in der Historiographie

Dienstag, 21. September 2021

Universität Wien – Aula am Campus

III. Eine machtpolitische Wende in Zentraleuropa

9.00–9.45 Uhr Christoph Kampmann (Marburg): „Deß gwesten Pfaltzgrafen Glück und Unglück“. Zur Konstruktion einer Niederlage

9.45–10.30 Uhr Rubén González Cuerva (Madrid): La Montaña Blanca: A Secondary Memory Space for the Spanish Monarchy

10.30–11.00 Uhr Kaffeepause

11.00–11.45 Uhr Tomáš Černušák (Brno) / Tomáš Parma (Olomouc): Die Schlacht am Weißen Berg als Schlüsselmoment in der Interpretation der päpstlichen Diplomatie nach 1621. Prolegomena zur Edition der Nuntiaturberichte Carlo Caraffas

11.45–12.30 Uhr Géza Pálffy (Budapest): Zäsur oder Katalysator? Die Schlacht am Weißen Berg und die Länder der Stephanskrone

12.30–14.00 Uhr Mittagspause

IV. Der strukturelle Bruch in der Habsburgermonarchie und seine ideenpolitischen Zusammenhänge

14.00–14.45 Uhr Rudolf Leeb (Wien): Die Herrscherideologie Ferdinands II.

14.45–15.30 Uhr Josef Löffler (Wien): Die Enteignung des aufständischen Adels in Niederösterreich

15.30–16.15 Uhr Kaffeepause

16.15–17.00 Uhr Alexander Schunka (Berlin): Emigration aus den Habsburgerländern nach der Schlacht am Weißen Berg

17.00–17.45 Uhr Jiří Hrbek (Praha): Die Verneuerte Landesordnung im Kontext der frühneuzeitlichen politischen Theorie

Mittwoch, 22. September 2021

Universität Wien – Aula am Campus

V. Ende – Neubeginn – Kontinuität. Die Aushandlung neuer Machtverhältnisse in den Ländern und im städtischen Bereich

9.00–9.45 Uhr Petr Maťa (Wien): Übersiedlung der Böhmischen Kanzlei von Prag nach Wien 1624? Brüche und Kontinuitäten zwischen Dichtung und Wahrheit

9.45–10.30 Uhr Jiří David (Brno): Neuer Wein in alten Schläuchen? Die Neukonstituierung der Stände in Mähren in den 1620er Jahren

10.30–11.15 Uhr Vanja Kočevar (Ljubljana): Die Krainer in böhmischen Stiefeln? Ständisch-landesfürstliche Machtverhältnisse im Herzogtum Krain nach der Schlacht am Weißen Berg

11.15–11.45 Uhr Kaffeepause

11.45–12.30 Uhr Marie Buňatová (Praha): Die Schlacht am Weißen Berg als Zäsur? Kontinuität oder Unterbrechung des Außenhandels Prags in den 1620er Jahren

12.30–13.15 Uhr Josef Hrdlička (České Budějovice): Anfang oder Kontinuität in neuen Verhältnissen? Die Durchsetzung der Gegenreformation in Böhmen und Mähren nach 1620